Kirche St. Antonius
und unsere historischen Glocken
In der Ortsmitte befindet sich unübersehbar unsere St. Antoniuskirche aus dem Jahr 1787.
2023 wurde sie fachgerecht renoviert. Außerdem wurde die alte, charakteristische Friedhofsmauer erhalten und erneuert.
Liebevoll kümmern sich ehrenamtliche Bleckhausenerinnen und Bleckhausener um die Kirche. Seit Jahrhunderten ist sie nicht mehr aus dem Ort wegzudenken.
Bereits im Jahr 1357 weihte Erzbischof Boemund die Filiale von Manderscheid dem Hl. Antonius. Aus dem Jahr 1570 wissen wir, dass stiftungsgemäß alle 14 Tage eine Messe abgehalten wurde.
Die ersten Eintragungen in ein Kirchenbuch wurden 1798 von Pfarrer Matthias Rausch vorgenommen. Fünf Jahre später wurde Bleckhausen als eigenständige Pfarrei mit der Filiale Schutz anerkannt.
Im Jahr 1856 verlängerte man die ursprüngliche Kirche und baute sie mit einer Empore aus. Der charakteristische und ortsprägende heutige Glockenturm ist erst 1964 entstanden.
Ebenfalls recht neu ist die Innenausstattung mit einem Zelebrationsaltar, einem Ambo und einem Taufbecken. 1998 gestaltete die Bildhauerin Bettina Schmitz-Möllmann aus Kötterichen diese Elemente, passend zum spätbarocken Hochaltar, neu.
Im neuen Glockenturm der Kirche befindet sich eine kunsthistorische Rarität.
Herausragend und im weiten Umkreis der Vulkaneifel ausgesprochen selten ist ihr Geläut, das aus sechs Glocken besteht.
Fast einzigartig ist aber, dass im Glockenturm 2 Glocken aus dem Jahr 1394 hängen. Das sind, neben einer Glocke in Gillenfeld aus dem gleichen Gussjahr, die ältesten Bronzerippenglocken in der Eifel im Gebiet des Bistums Trier.
Gegossen von dem ältesten namentlich bekannten Glockengießer aus Trier, Johan van Frunde, der auch unter den Namen Johan van Frun, Johan de Frunde und Johan von Ervurt Glocken gefertigt hat. Wobei Ervurt nicht für die Stadt Erfurt/Thüringen steht.
Nach Aussage des Glockensachverständigen und Campanologen Jörg Pöttgen (+), war Johan van Frunde ein Wanderglockengießer im ausgehenden Spätmittelalter, dem die beiden Glocken eindeutig zuzuordnen sind.
Glocke 1:
Marienglocke
Ton f, 95 kg schwer. Inschrift/Umschrift in spätgotischen Minuskeln (beneventinisch/gotische Buchstaben und Zahlen).
Ave Maria anno domini 1394
Glocke 2:
Christusglocke
Ton as, 120 kg schwer, Inschrift/Umschrift in der gleichen Schriftprägung- Dazu versehen mit einem Siegel, Durchmesser ca. 5 cm, das einen Vogel (Pelikan) darstellt.
Christus vincit Christus regnat Christus imperat Christus nos benedicat
Woher stammen die Glocken?
Dieser Frage sind in den letzten Jahrzehnten mehrere Personen nach gegangen. Es gibt im Grunde nur zwei Versionen die möglich, aber beide nicht durch Dokumente oder Urkunden zu belegen sind.
Version 1:
Die Glocken wurden im Jahr 1394 von der Pfarrei Manderscheid, für seine Filialkapelle Bleckhausen bei dem Glockengießer in Auftrag gegeben. Die Kapelle war zu dieser Zeit um ein mehrfaches kleiner als die heutige Kirche. Die Einwohnerzahl von Bleckhausen (damals Pfleckhusen) war sehr wahrscheinlich nicht größer als 100 Einwohner.
Nach dem 30-jährigem Krieg betrug die Einwohnerzahl nur 25 Menschen bei 10 Haushalten. Ob der Pfarrer von Manderscheid seinerzeit wirklich so großzügig war und für seine kleine Filialkapelle gleich zwei Glocken gießen ließ, ist sehr fragwürdig und eher unwahrscheinlich. Waren doch die Menschen in Bleckhausen auf die Erträge aus der Landwirtschaft angewiesen, die in einer Zeit ohne Kunstdünger und Maschinen, auf kargen und steinigen Böden gerade die Existenz sicherte.
Woher sollte das Geld kommen ?
Version 2:
Die Glocken stammen aus dem im Jahr 1802 säkularisiertem Kloster Himmerod. Diese Version ist nur mündlich überliefert und das wahrscheinlich aus gutem Grund. Der frühere Pfarrer der Pfarrei St. Antonius Klaus Eich berichtet in der Trierischen Landeszeitung vom 22.01.1966 darüber, was ihm sehr wahrscheinlich von seinem Vorgänger im Amt, Pfarrer Josef Schuler überliefert worden war. Auch der älteste Einwohner von Bleckhausen, Wilhelm Gitzen, erzählt im Alter von 94 Jahren zuletzt im Jahr 2020 die gleiche Geschichte.
Die französische Verwaltung im Departement 98 ( Forets ) verfügte, dass das Kloster Himmerod mit Datum 26. Juli 1802 zu räumen ist.
Alles was von Wert war, wurde ausgebaut/demontiert und veräußert bzw. an benachbarte Kirchen abgegeben. Mithin auch die Glocken des Klosters.
Das Mobiliar, Gerät usw. wurde auf dem Klosterhof gelagert. Für die Bewachung war der französische Gendarm Le Mien aus Manderscheid abkommandiert, der aber in Manderscheid wohnte. Bis alle Gegenstände veräußert wurden verging ein Jahr.. Das sprach sich herum. Bleckhausen war schon seit einiger Zeit bestrebt, sich von Manderscheid zu lösen um eigene Pfarrei zu werden. Aus diesem Grund war man interessiert, größere Glocken günstig zu erlangen. Die kleine Kapelle von Bleckhausen hatte aber kein großes Geläut, wohl nur zwei kleine Glöckchen. Da der französische Gendarm nicht immer vor Ort sein konnte, fuhren drei kräftige Männer aus Bleckhausen bei günstiger Gelegenheit mit einem Ochsengespann nach Himmerod, versteckten das Gespann oberhalb des Klosters im Wald und entwendeten vom Klosterhof zwei Glocken, die sie vom Gewicht her tragen konnten.
Zu Hause in Bleckhausen versteckten sie die Glocken vor den Gendarmen in einem Stall unter Heu und Stroh im Haus „Wonesch“ (Lambert Weihers, Beruf: Wagner). Dieses Haus befand sich im heutigen Reihenpesch unterhalb der Zehntscheune.
Als die Franzosen 1814 abzogen und Napoleon letztlich besiegt war, traute man sich die Glocken aus dem Versteck zu holen. Erst im Jahr 1827 wurden die Glocken bis zur Erweiterung der Kirche in einem Holzbalkengestell neben der Kirche zum Leuten aufgehängt. Ein Indiz dafür, dass der kleine Dachreiterturm der alten Kapelle zu klein und schwach war, um die beiden Glocken aufzunehmen. Erst der neue Dachreiterturm nach der Erweiterung der Kirche im Jahr 1856 um eine Fensterachse , war in der Lage die beiden Glocken aufzunehmen.
Das über diesen Vorfall eisern geschwiegen wurde, versteht sich von selbst.
Auch der erste Pfarrer von Bleckhausen nach Erhebung zur eigenen Pfarrei 1803, war an sein Beichtgeheimnis gebunden, schwieg darüber und machte keinen schriftlichen Eintrag in das erste Kirchenbuch der neuen Pfarrei. Bei Entdeckung drohte den drei Männern und Mitwissern durch die französiche Justiz härteste Bestrafung.
Ob noch jemals schriftliche Beweise zur Herkunft der beiden alten Glocken entdeckt werden ist fraglich. Bis im Bistumsarchiv in Trier irgendwann einmal alle alten handschriftlich gefertigten Dokumente digital erfasst und lesbar sind, werden wohl noch viele Jahre vergehen.
Verfasser: Wolfgang Stanelle im Januar 2025